DICHTER ADAM

 

Der Text ist der Körper des Autors, sagte er. Aus ihm schaut er heraus. Konkret: Er schaut aus den Buchstaben Q, O, D, B, P, R und A heraus. Das grosse W, das Fragezeichen und die Auslassungspunkte versperren ihm die Sicht. Was der Autor nicht kann: In seinen Text hineinblicken, so wie andere hineinblicken können. Er kann in andere Texte hineinblicken, nicht aber in seinen eigenen. Denn er blickt aus dem Text nur heraus. Das ist die Tragik des Autors. Seine Schreibtätigkeit ist im Lichte dieser schier unfassbaren Tragik zu verstehen: Unermüdlich schreibt er, um ihr entgegenzuwirken. Sein grösster Wunsch ist, einmal Einblick in den eigenen Text zu bekommen. Deswegen schuf der Autor, so wie Gott Adam und Eva schuf, das Buch: die gepaarten Seiten, die sich beim Zuklappen aufeinander legen. Aus den geraden Seiten versucht der Autor in die ungeraden hineinzuspähen. Vergebens.

 

 

Mehr zu Dichter Adam

Weniger zu Dichter Adam